Potsdam, 20. Mai 2025 – Anlässlich der Veröffentlichung der Studie „Startup. Gründerin. Ostdeutsch.“ rückt der MediaTech Hub Accelerator (MTH Accelerator) aus Potsdam gezielt Female Founder Teams ins Rampenlicht. Die neuen Zahlen zeigen nicht nur strukturelle Benachteiligungen, sondern auch eindrucksvolle Resilienz und Innovationskraft ostdeutscher Gründerinnen. Drei herausragende Startups aus dem MTH Accelerator zeigen, wie Female Founding heute geht – mutig, visionär und zukunftsweisend.
60 Prozent Erfolgsquote – und doch zu wenig Sichtbarkeit
Die auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum (OWF) in Bad Saarow vorgestellte Studie der Digital Hub Initiative und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zeigt ein widersprüchliches Bild: Obwohl Gründerinnen in Ostdeutschland strukturell benachteiligt sind – etwa durch schlechteren Zugang zu Kapital, Netzwerken und Mentoring – überleben rund 60 Prozent ihrer Startups langfristig. Ein Wert, der deutlich über dem Durchschnitt liegt – die Überlebensrate von Startups in Deutschland nach fünf Jahren liegt bei etwa 37 Prozent. Treibende Kräfte dahinter sind Selbstbestimmung, Standortverbundenheit, gesellschaftlicher Impact und eine werteorientierte Unternehmenskultur.
Diese Erkenntnisse spiegeln sich auch im MTH Accelerator wider – nicht nur in der hohen Qualität der unterstützten Female Startups, sondern auch quantitativ: Ein Drittel der Gründerinnen-Teams im MTH Accelerator sind Female-Teams mit mindestens einer Gründerin. Damit bewegt sich der Accelerator deutlich über den 17 Prozent Frauenanteil laut aktueller Studie – und setzt klare Zeichen.
„Female Teams sind ein wesentlicher Treiber für nachhaltige Innovation. Gerade im MediaTech-Bereich erleben wir, wie Gründerinnen mit neuen Perspektiven Technologien anders denken und gesellschaftlich relevante Themen anpacken. Das unterstützen wir mit voller Überzeugung”, so Katja Richter, Geschäftsführerin des MediaTech Hub Potsdam.
Von Mindmaps bis Mode: Drei Gründerinnen, drei Visionen, eine gemeinsame Stärke
Die folgenden drei Startups zeigen, was Female Leadership im digitalen Zeitalter bedeuten kann – jenseits von Klischees und mit beeindruckender Innovationskraft:
TRUEFFLES – Zusammenhänge verstehen, Recherche neu gedacht Gründerin: Tina Weise aka Tinush

Tina Weise aka Tinush bei der Präsentation von Trueffles (Bild: Trueffels)
Recherchieren kostet Zeit, ist oft unübersichtlich – und wird weltweit unzählige Male doppelt gemacht. Genau hier setzt Trueffles an: Das Berliner Start-up von Gründerin Tina Weise hat ein innovatives Recherchetool entwickelt, das Informationen visuell und intuitiv in KI-gestützten Mindmaps organisiert. Nutzer:innen können Zusammenhänge sichtbar machen, Quellen direkt einbinden und ihre Recherchen miteinander oder öffentlich teilen.
Ob für Journalist:innen, Forschende, Studierende oder Teams in Unternehmen – Trueffles spart Zeit, schafft Überblick und macht komplexe Themen verständlich – und die Basisversion ist kostenlos nutzbar. Es ist ein Werkzeug für alle, die Zusammenhänge verstehen und Wissen teilen wollen – in einer Welt, in der Information oft fragmentiert und undurchsichtig ist.
Gründerin Tina weiß aus eigener Erfahrung, wie herausfordernd es ist, sich als queere Einzelgründerin in der Tech-Welt zu behaupten: „Frauen werden heute häufig noch nicht solche Unternehmungen zugetraut. Deshalb habe ich entschieden, selbst unterstützende Strukturen für eine Untergruppe zu schaffen.“ Mit dem von ihr initiierten SHE/THEY Club vernetzt sie heute queere, weibliche und nicht-binäre Gründer:innen europaweit.
Auch Trueffles ist für Tina mehr als ein Produkt – es ist ein Beitrag zu mehr Transparenz, Zusammenarbeit und Sichtbarkeit in einer komplexen Welt.
XOUNDS – Digitale Intimität, sicher und inklusiv Gründerin: Cornelia Steinbock

Cornelia Steinbock bei einer Präsentation von xounds (Bild: xounds)
Lust, wie sie wirklich klingt: Mit xounds starten Cornelia Steinbock und Gabor Farkasch die erste KI-gestützte Peer-to-Peer-Plattform für echte, vielfältige Audioerotik. xounds bringt Menschen zusammen, die Intimität jenseits von Stereotypen erkunden und teilen wollen – anonym, sicher und selbstbestimmt. Ob hörbare Fantasien, Consent-basierte Tutorials oder lustvolle Sound-Experimente – User:innen behalten immer die Kontrolle über ihre Inhalte und Daten. Und dank dem eigens entwickelten „xoundcheck“ sorgt KI für klare Zustimmung und Jugendschutz. Die App trifft damit einen Nerv: Der Erotikmarkt ist riesig – aber oft toxisch, normativ und alles andere als inklusiv. xounds will das ändern und schafft einen Schutzraum für echte Stimmen und authentisches Begehren.
„Ich wurde bei Pitches mehr als einmal gefragt, ob unser Thema nicht ‚zu nischig‘ sei – als ginge es hier um ein Hobby statt um ein Grundbedürfnis“, sagt Gründerin Cornelia Steinbock. „Aber sexuelle Selbstbestimmung ist kein Nischenthema. Sie ist politisch – und für viele Menschen nach wie vor mit Scham oder Ausgrenzung verbunden. Das wollen wir ändern.“ Für xounds bedeutet Innovation deshalb auch Verantwortung: Die Plattform macht Lust hörbar – nicht perfekt inszeniert, sondern echt, respektvoll und divers. In fünf Jahren will das Team zur europäischen Anlaufstelle für digitale Intimität werden – als ethisches Gegenmodell zur alten Pornoindustrie.
YOONA.AI – Yoona.ai – KI trifft Couture Gründerin: Anna Franziska Michel

Anna Franziska Michel und Team (Bild: Yoona.ai)
Mit Yoona.ai will Gründerin Anna Franziska Michel nichts Geringeres als den Designprozess in der Modebranche revolutionieren. Das Berliner Startup setzt auf Künstliche Intelligenz, um die oft zähen und ressourcenfressenden Abläufe bei der Kreation von Mode zu automatisieren – und das effizient, datenbasiert und nachhaltig. Die B2B-Plattform analysiert Design-, Verkaufs- und Trenddaten und schlägt auf Knopfdruck neue Kollektionen, Farbkonzepte oder Schnitte vor. Was als „Neural Painter“ begann, hat sich längst zu einem auf KI-Agenten basierenden autonomen Design-Assistenten inklusive inkl. automatisiertem Dressroom für Photoshootings weiterentwickelt. Kooperationen mit Labels wie Vaude und Apart Fashion zeigen: Yoona trifft einen Nerv in der Branche.
Doch der Weg dorthin war kein Spaziergang – besonders nicht für eine Gründerin, die aus der Mode kommt und sich in die Techwelt hinein programmierte. Michel kennt die Vorurteile gegenüber Frauen in der Tech-Szene – und bricht sie gezielt auf. „Ich habe mit zwei anderen Frauen angefangen, die dann den sicheren Weg gewählt haben. Ich bin geblieben – vielleicht, weil ich mir irgendwann erlaubt habe, unbequem zu sein“, sagt sie. Ihre Vision: Designprozesse radikal vereinfachen und die Industrie in ein neues Zeitalter überführen. Der nächste Schritt? Yoona soll skalieren – und nicht nur im Mittelstand, sondern auch die großen Namen in eine neue Designrealität führen.
Vielfalt als Innovationsmotor
Der MediaTech Hub Accelerator zeigt: Wenn Gründerinnen Zugang zu Netzwerken, Wissen und Förderung erhalten, entstehen daraus mutige,
nachhaltige und technologisch exzellente Geschäftsmodelle. Die Herausforderungen, die in der neuen Studie skizziert werden – von struktureller Unsichtbarkeit bis hin zum Zugang zu Kapital – bleiben real. Doch es sind Programme wie der MTH Accelerator, die konkrete Beispiele liefern und mit Best Practices zeigen: Female Founders gehören nicht gefördert, weil sie Frauen sind – sondern, weil sie Innovation leben.
„Wir verstehen Female Founding nicht als Förderquote, sondern als echten Wettbewerbsvorteil. Was diese Gründerinnen leisten, ist richtungsweisend – nicht nur für Ostdeutschland, sondern für das gesamte Innovationsökosystem”, sagt Erdinç Koc, Head of MediaTech Hub Accelerator
Der MTH Accelerator in Potsdam ist der einzige Accelerator der Digital Hub Initiative mit Schwerpunkt auf Medientechnologien. Seit Ende März 2025 ist er zudem eines von sechs neuen Start-up-Zentren im Land Brandenburg. Bis Ende 2028 sollen insgesamt 60 Start-up-Teams gefördert werden. Der erste Durchgang startet im Juli 2025. Ab sofort können sich Startups für das Programm bewerben. Zusätzlich zu den Inhalten unseres MediaTech Hub Accelerator Investment Readiness Programs, das junge Unternehmen in der Angel-, Pre-Seed- oder Seed-Phase gezielt unterstützt, erhält jedes Startup individuell zugeschnittene Module zu zentralen Themen wie Kundenakquise, Unternehmensaufbau oder Markteintrittsstrategie.
Über MediaTech Hub Accelerator
Der 2019 von der Universität Potsdam, dem Hasso-Plattner-Institut und der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF initiierte MediaTech Hub Accelerator ist der erste und einzige übergreifende Accelerator für Tech Startups in Brandenburg. Er unterstützt Gründungsteams branchenübergreifend in der Frühphase mit einem maßgeschneiderten zwölfmonatigen Programm. Gemeinsam mit seinen Partnern will er Unternehmertum und Innovation am Standort Potsdam, Brandenburg und darüber hinaus vorantreiben. Neben den Beiträgen der Hochschulen wird der MTH Accelerator finanziell unterstützt durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg, die Investitionsbank des Landes Brandenburg und die Landeshauptstadt Potsdam. Weitere Partner sind die Wirtschaftsförderung des Landes Brandenburg sowie das medianet berlinbrandenburg. Betreiber ist der MediaTech Hub Potsdam, der einzige Digital Hub in Deutschland mit dem Fokus auf Medientechnologien, ausgewählt vom BMWK im Rahmen der Digital Hub Initiative. Seit März 2025 ist der MediaTech Hub Potsdam offizielles Start-up-Zentrum des Landes Brandenburg. Mehr Infos finden Sie unter: www.mth-accelerator.de
Pressekontakt Doreen Görisch Email: presse@mth-potsdam.de mobil: 0172 3947051