Wie können Besucher mit einer App durch die dicken Gemäuer des Bode-Museums geführt werden, obwohl es dort weder W-LAN, noch Handy- oder Satellitenempfang oder GPS gibt, und auch bautechnisch nichts verändert werden kann? Vor dieser Herausforderung stand 2018 das Potsdamer Unternehmen D-LABS (2006 durch Hasso Plattner initiiert). Die SAP, seit Jahren einer der Hauptunterstützer der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), beauftragte D-LABS damit, für eine auf die tatsächlichen Nutzerbedürfnisse optimierte und technologisch neue App für die Ausstellung “Unvergleichlich – Kunst aus Afrika” im Berliner Bode-Museum zu sorgen.
Der geschäftsführende Gesellschafter von D-LABS, Jörn Hartwig, ein Alumnus des Hasso- Plattner-Instituts, sagt: “Wir helfen Kunden zu verstehen, wo der Unterschied zwischen Wunsch und Bedarf liegt.” D-LABS konzipiert, optimiert und implementiert digitale Produkte und Services mit klarem Fokus auf das Wesentliche: den Bedürfnissen der Anwender. Mit fundiertem Know-how in den Bereichen User Research, Digital Experience Design und Software Engineering arbeiten die Digitalexperten in interdisziplinären Teams zusammen, um optimale digitale Lösungen zu schaffen. Die lösungsorientierte und enge Zusammenarbeit mit den Technologieexperten von SAP Consulting Berlin ermöglichte es zudem, die Brücke zwischen Technik und Design gemeinsam zu schlagen.
Claudia Steinhoff, Director User Experience Design bei D-LABS, berichtet, dass die Ausstellung, für die die App entwickelt werden sollte, über mehrere Etagen des Museums und in verschiedenen Museums-Bereichen verteilt war. Die vergleichenden Exponate standen neben Bestandskunst. Es galt, eine Tour vorzuschlagen, und dem Besucher mit Hilfe der App zu zeigen, ob er sich im richtigen Raum befindet. “Die Konzeptions- und Designphase der gemischten Teams dauerte etwa drei Monate. Doch die eigentlichen Herausforderungen kamen aber danach…”
“Wir haben SonoBeacons, kleine Lautsprecher, die in einer sehr hohen Frequenz Signale geben, die man als Mensch nicht hört, die aber vom Smartphone empfangen (gehört) werden können, ins Spiel gebracht” ergänzt Jörn Hartwig. “Wir wollten die Ausstellungsstücke damit direkt versehen. Der SonoBeacons-Lieferant hat deswegen extra ein schöneres Design für uns geschaffen. Dann aber bekamen wir die Rückmeldung, dass die SonoBeacons aus kunstästhetischen Gründen nicht direkt an den Kunstobjekten sein dürfen. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. Wir überlegten dann, stattdessen den ganzen Raum zu beschallen. Dafür aber erwiesen sich wiederum die Lautsprecher als viel zu leise.” Letztendlich habe man eine SonoBeacons – Bluetooth Kombination an den Durchgängen installieren müssen. Das ist nicht ideal, erfüllt trotzdem alle Bedürfnisse der Kunst und der Besucher.
Die App selbst mit intuitiver Benutzerführung bietet dem Besucher über die Führung durch das Gebäude hinaus großen informatorischen Mehrwert. Die Afrikanische und europäische Kunst werden gegenübergestellt, es gibt Wissenswertes zu speziellen Markierungen auf der Kunst, Bilder von den Exponaten werden in ihrer originalen Umgebung gezeigt und es gibt zudem Interviews und Videos sowie viele weitere spannende Informationen.
Mittlerweile findet sich die innovative Technologie auch in anderen Museen wieder – in unterschiedlichen Ausprägungen. “D-LABS war mutiger Vorreiter”, so Hartwig. “Dafür haben wir viele Lorbeeren bekommen. Es gab natürlich auch Kritik, denn bei neuen Technologien funktioniert nicht immer alles.” Er habe bei dem Projekt gelernt, “dass eine durchdachte Idee, die toll funktioniert, an ganz anderen Dingen scheitern könne, in dem Fall an der Argumentation, dass so ein Lautsprecher die Ästhetik der Kunstwerke beeinträchtigen könne. “Da ist selbst uns als Experten für User Experience, für Kundenzentrierung, ein Malheur unterlaufen.” Claudia Steinhoff ergänzt: “Das beste digitale Produkt nutzt nichts, wenn man dabei nicht den gesamten Kontext im Blick hat.”
Generell warnen Hartwig und Steinhoff davor, einfach für jedes Museum eine App einzurichten. Digitale Unterstützung sei zwar für Museen gut, aber manchmal sei ein Handy in der Hand hinderlich, zum Beispiel bei einem Experimentiermuseum. Der Bedarf müsse schon vorher genau ermittelt werden.
Wer sich selbst ein Bild von der App von D-LABS für das Bode-Museum machen will: Hier geht es zur iOS App und zur Android App.
Von Eva Werner
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