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Radiozeit – So wird Radio inklusiver, interaktiver und intelligenter

Radio in jeder Sprache und in Echtzeit mitlesen

Radio zum Mitlesen – ist das nicht ein Widerspruch an sich? Keinesfalls. Braucht es die Transkription von Radioinhalten? Und ob. Eine solche zusätzliche Textspur, abrufbar über App, Tablet oder Desktop, bietet einfachen Zugang für Hörgeschädigte, Menschen mit Lernschwierigkeiten oder diejenigen, die die Sprache nicht fließend beherrschen. Zudem macht die Interaktivität Radiobeiträge besser nachvollziehbar, sie können zeitglich mitgelesen werden. Kristian Müller und Petros Theocharous füllen mit ihrer digitalen Lösung Radiozeit hier eine Lücke. Das Programm ist in der Lage, mittels künstlicher Intelligenz (KI) Live-Sendungen parallel als Text abzubilden. 

Damit zählt das Angebot von Radiozeit zu den Technologien, die aktuell den Konsum von Inhalten transformieren. Eine Form der Radiountertitelung in Echtzeit gab es bisher nicht. Ähnlich wie Karaoke, wird jedes gesprochene Wort zeitgleich via App oder Webseite angezeigt, sodass Radio mitgelesen werden kann. Darüber hinaus bietet Radiozeit die Untertitelung nicht nur auf Deutsch an, sondern kann parallel in alle Sprachen übersetzen, ob Englisch, Arabisch oder Ukrainisch. 

Gründer und CEO Kristian Müller erläutert im Gespräch mit dem MediaTech Hub Potsdam, wie das funktioniert: „Wir verzögern das Audiosignal um etwas weniger als eine Minute. In dieser Zeit findet die ganze Berechnung statt. Für die Hörer ist das kaum wahrnehmbar, weil es gerade online bei Ausstrahlungen oft leichte Verzögerungen gibt. Dadurch können wir im Vergleich zu anderen Anbietern sehr gute KI-Modelle verwenden.“ 

Echtzeit-Transkription mit KI

Die eingesetzte KI liefert qualitativ hochwertigere Ergebnisse als herkömmliche Modelle, die beispielsweise bei der Erkennung und Zuordnung von Wörtern Fehler machen.Radiozeit nutzt zur Untertitelung der Radio-Beiträge ein KI-Modell, das für dateibasierte Transkription entwickelt wurde und erweiterte es für die Transkription in Echtzeit und um die Übersetzungsfunktion. Die Fehlerquote liegt hier bei fünf Prozent, gemessen an der menschlichen Fehlerquote, die bei vier Prozent liegt, ein sehr gutes Ergebnis. Das KI-Modell wird auf eigens dafür konfektionierten Servern betrieben. Die Entscheidung dafür hat auch rechtliche Gründe: Die Technologie muss in Europa und Deutschland betrieben werden können, ohne gegen Urheberrechte zu verstoßen. 

Für die Radiosender bietet man verschiedene Möglichkeiten, die Untertitelung zu integrieren. Eine der einfachsten Varianten ist die Bereitstellung einer Untertitelspur im Audio, die über einen eigenen Stream ausgespielt wird. Diese Funktion kann entweder in die Webseite eines Senders eingebettet werden, ähnlich wie ein Soundcloud-Player, oder es kann ein zusätzliches Fenster geöffnet werden, in dem die Zuhörenden die Untertitel mitlesen können. Für Apps gibt es eine API, die den Datenabruf ermöglicht und es den Sendern erlaubt, die Untertitel in ihr eigenes Layout zu integrieren. 

Mehr Sichtbarkeit für Radiosender

Und einen weiteren Vorteil hat das Angebot: Wird in einer Radiosendung ein aktuelles oder bestimmtes Thema diskutiert und in Echtzeit als Text verfügbar gemacht, sorgt das für eine höhere Sichtbarkeit bei Google-Suchen und erhöht die Reichweite des Senders. „Hier haben wir ein USP, weil wir das machen, während die Sendung noch läuft. Texte zu Sendungen gibt es zwar auch über andere Anbieter, aber dort nehmen die Dateien erst einen Umweg über einen Transkriptionsservice bevor sie hochgeladen werden“, so Kristian Müller über die positive Auswirkung auf die SEO der Sender. Auf die zeitgleiche Wiedergabe von Text und Ton dank verzögertem Audiosignal hat Radiozeit auch ein Patent angemeldet. 

Nach einer Förderung durch das Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) ist das Team aktuell im Programms des MediaTech Hub Accelerators eingebunden und verfeinert die Technologie kontinuierlich – auch im Hinblick auf Live-Transkription ohne Verzögerung. Damit das möglichst reibungslos und kostengünstig möglich ist, verfügt das Startup über mehrere eigene Server in deutschen Rechenzentren. So lassen sich viele Transkriptionsprozesse gleichzeitig ausspielen und auch übereinanderlegen. Insbesondere für Nachrichtensender kann das von großem Interesse sein. Zusätzlich steht die Expansion auf internationale Märkte auf der Agenda, wobei bereits erste Vertriebspartner in Polen gefunden wurden.

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Einige Radiosender haben die innovative Technologie bereits bei sich eingebunden, darunter ALEX Berlin. Deren Radiozeit Player ist frei für alle im Web verfügbar. Deutschlandfunk startet Ende des Jahres mit einer Integration in der eigenen App. Für ausgewählte Sendungen ist auch die nachträgliche Bereitstellung der Textbeiträge denkbar. Technisch ist das einfach möglich, aber da die Manuskripte automatisiert erstellt werden, braucht es eine entsprechende Qualitätskontrolle von Senderseite. 

Mehr über den MTH Blog

Die Medientechnologien der Zukunft werden bereits heute angewendet – nicht nur im Entertainmentbereich sondern in den unterschiedlichsten Branchen. Für unseren MediaTech Hub Potsdam Blog sprechen wir einmal im Monat mit Tech-Enthusiast:innen, Unternehmer:innen und Forscher:innen und erzählen die Geschichten, die hinter ihren innovativen Geschäftsmodellen, Ideen, Projekten oder Kooperationen stecken.