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MTH Unboxing: VYVYT

Das MTH Unboxing ist ein monatlich erscheinendes Format. Pro Ausgabe wird ein Start-up aus dem Portfolio des MediaTech Hub Accelerators näher vorgestellt. Dieses Mal mit dabei: das Start-up VYVYT.

Orte, an denen Menschen um den Verlust einer geliebten Person trauern und ihrer gedenken können, sind so unterschiedlich und individuell, wie der Umgang mit dem Tod selbst. Einige Menschen besuchen regelmäßig die Grabstätte, um etwa mit dem:der Verstorbenen in Kontakt zu treten oder besuchen Orte, die in ganz spezieller Verbindung zu dieser Person stehen. Andere wiederum haben ein gerahmtes Foto an einem ganz besonderer Platz in ihrer Wohnung aufgestellt.

Doch es muss sich dabei nicht immer um rein physische Orte handeln. Inzwischen ist es auch möglich, virtuelle Erinnerungsräume im Trauerkontext zu schaffen. Dies bietet etwa VYVYT an. Ursprünglich wurde das Start-up an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF von Lilli Berger unter einem anderen Namen, farvel, sowie mit einem anderen Team gegründet. Nachdem das damalige Team am Programm des MediaTech Hub Accelerators teilgenommen hatte, folgte bald der Namenswechsel hin zu VYVYT und Anton Kurt Krause sowie Gregor Teggatz kamen als neue Co-Founder hinzu. Zusammen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, zu einer nachhaltigen Trauerbewältigung im 21. Jahrhundert beizutragen. Mehr darüber haben uns Lilli Berger und Anton Kurt Krause in der aktuellen Ausgabe vom MTH Unboxing verraten.

MTH Accelerator: Was habt ihr vor VYVYT gemacht?

VYVYT: Lilli war Bestatterin und entwickelte ab 2020 mit ihrem früheren Team unter der Bezeichnung „farvel“ das Konzept für den ersten virtuellen 3D Erinnerungsraum. Anton ist Theaterregisseur und Softwareentwickler. Er verlegt seit 2020 Aufführungen auf virtuelle 3D Bühnen, um Vorführungen uneingeschränkt erlebbar zu machen. 

MTH Accelerator: Wie ist es zur Gründung von VYVYT gekommen?

VYVYT: Die Möglichkeit, eine virtuelle Erinnerungsstätte zu besuchen, die eine Begegnung im physischen Raum simuliert, gab es bisher noch nicht. Entsprechend müssen Rituale neu entwickelt werden.

MTH Accelerator: Und was ist VYVYT überhaupt?

VYVYT: VYVYT leitet sich von „vivit“ ab, lateinisch für „er|sie|es lebt weiter“. Wir schaffen virtuelle Orte, die für Trauernde von überall erreichbar sind. Hier können Erinnerungen geteilt und Verstorbene aus neuen Blickwinkeln kennengelernt werden und in diesem Sinne weiterleben.

Virtueller Erinnerungsraum | Image Credit: VYVYT

MTH Accelerator: Welchen Mehrwert können virtuelle Ruheorte und Gedenkstätten eurer Meinung nach bieten?

VYVYT: Wir machen Abschiede, Orts- und Zeitunabhängig. Mittels 3D Rendering und 3D Audio können 3D Räume ein Gefühl von Nähe und Gemeinschaft erzeugen, das über andere digitale Mittel hinausgeht. Dadurch können wir uns an das Erlebte anders erinnern, als in 2D-Umgebungen wie Video Calls.

MTH Accelerator: Gibt es typische erste Reaktionen, wenn ihr davon berichtet, was ihr bei VYVYT macht? Und wenn ja, wie fallen diese in der Regel aus?

VYVYT: Es gilt immer noch: Über den Tod sprechen wir nicht gerne. Wenn wir von unserem Projekt erzählen, ist unser Gegenüber im ersten Moment irritiert. Wir stoßen aber oft auf das Bedürfnis, über eigene Verluste zu sprechen. Ich finde es schön, dem Tod und der Trauer im Alltag einen Raum geben zu können.

MTH Accelerator: Was ist eure Mission?

VYVYT: In den nächsten 20 Jahren wird durch die geburtenstarken Jahrgänge eine große Sterbe- und Trauerwelle auf uns zu rollen. Wir, die Millennials, werden regelmäßig diejenigen sein, die sich um die Bestattung kümmern werden. Eine Generation, die mit dem Internet groß geworden ist. Indem wir Räume für Trauer schaffen, die jederzeit erreichbar sind und den Bedürfnissen des Anlasses gerecht werden, können wir eine nachhaltige Trauerbewältigung im 21. Jahrhundert ermöglichen. 

MTH Accelerator: Und last but not least: Warum gründen in Potsdam?

VYVYT: Als junges Startup profitieren wir sehr von der Nähe zum Media Tech Hub Potsdam und dem Gründungsservice der Filmuniversität Babelsberg. Der Standort ermöglicht uns wertvolle Kontakte zu Tech-Startups im Bereich Film aus Babelsberg, Fachexperten, die uns bei Gründungsfragen unterstützen, sowie einem Netzwerk im Bereich MediaTech und Innovation.

Gründungsteam von VYVYT – Anton Kurt Krause (l.), Lilli Berger (m.), Gregor Teggatz (r.) | Photo Credit: VYVYT