Mode-Trends haben eine oft sehr geringe Halbwertzeit. Neue Styles kommen und gehen und Brands bringen stetig wechselnde Kollektionen in die Läden. Die „Fear Of Missing Out“ (FOMO), die bei einigen dadurch getriggert wird, erscheint noch das geringste Problem zu sein. Denn Fast-Fashion ist vor allen Dingen für die Umwelt eine große Belastung. Zwar versuchen immer mehr Brands sich grün zu waschen und setzen zunehmend auf nachhaltige, recyclte sowie umweltfreundliche Textilien. Was dabei aber meist außer Acht gelassen wird, ist das Zubehör, wie Verschlüsse und Accessoires. Das Babelsberger Start-up valupa möchte genau hierfür ein Angebot schaffen mit dem Ziel, dass Mode in Zukunft vollkommen nachhaltig und umweltfreundlich produziert werden kann. Mehr dazu haben uns die beiden Gründerinnen Ulrike Böttcher und Nina Kahmke in der Mai-Ausgabe von MTH Unboxing verraten.
MTH Accelerator: Was habt ihr vor valupa gemacht?
Ulrike: Ich habe Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Weißensee studiert und mich während meines Studiums immer mehr auf nachhaltige Mode und Materialentwicklung spezialisiert. Nach meinem Studium habe ich beruflich in fast allen Schritten der Modeproduktion gearbeitet und von der Erstellung einer eigenen Taschenkollektion, bis hin zum Vertrieb auf internationalen Messen sowie im Sales Management wertvolle Einblicke in Abläufe erhalten können. Bei einem Besuch in einer indischen Modeproduktionsstätte 2019 ist mir dann aufgefallen, dass es trotz zunehmendem Angebot für nachhaltige Textilien kaum ein Angebot für umweltfreundliche Verschlüsse und Modeaccessoires gibt.
Nina: Für mein Studium bin ich 2014 von München nach Weimar gezogen und habe an der Bauhaus-Universität fünf Jahre lang Produktdesign studiert. Im Projektstudium habe ich meine Konzepte und Designs in diversen Werkstätten umgesetzt und mit unterschiedlichsten Materialien und Herstellungsverfahren gearbeitet. Meine Liebe für Details und Formsprache konnte ich u.a. in den Formenbau für Spritz- und Gießverfahren, als auch in den 3D Druck für Rapid Prototyping einfließen lassen. Seit 2019 wohne ich in Berlin und habe während meiner Arbeit als freiberufliche Designerin Ulrike im Motionlab kennengelernt.
MTH Accelerator: Was macht ihr jetzt, abgesehen von valupa?
Ulrike: Ich liebe es in der Sonne Energie zu tanken und im Sommer bin ich besonders gern auf dem Wasser mit meinem SUP (Stand Up Paddle) unterwegs. Neues zu entdecken und dabei Freunde und Kontakte auf der Welt zu besuchen, ist mein Ausgleich. Besonders Indien und Thailand haben es mir angetan. Eine meiner Rundreisen war ausschlaggebend für die Idee zu valupa und führte mir zeitgleich vor Augen wie extrem die Ausmaße des wachsenden Plastikproblems sind. Das ist mein Antrieb, der mir immer wieder Kraft gibt.
Nina: Ob im Baumarkt oder auf dem Flohmarkt, ich bin leidenschaftliche Handwerkerin und immer auf der Suche nach Objekten mit Upcycling-Potential und der Gelegenheit Neues zu schaffen. Außerdem versuche ich möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen – lange Spaziergänge in Brandenburg oder ein Besuch im Zoo oder Botanischen Garten bringen mir innere Ruhe.
MTH Accelerator: Was ist valupa?
valupa: valupa ist ein in Brandenburg gegründetes Start-up, das nachhaltiges und umweltfreundliches Zubehör (Schnallen, Nieten, Knöpfe, etc.) für die Modeindustrie produziert. Durch inhouse Prototyping, Rapid Tooling und die eigene Materialentwicklung können Prozesse optimiert und zeit- sowie kosteneffizient umgesetzt werden. Gleichzeitig wird durch die Digitalisierung von Prozessen eine neuartige B2B-Lösung für eine website-inhärente Mass Customization zur parametrischen Selbstgestaltung der Produkte ermöglicht. Somit haben Modelabel erstmals die Möglichkeit Produkte live an ihre individuellen Vorstellungen anzupassen und die Bestellung unkompliziert online auszulösen.
MTH Accelerator: Warum der MTH Accelerator?
valupa: Durch den MTH Accelerator werden wir von der Begleitung im Gründungsprozess, über Marketing-Strategien und Business Development, bis hin zur aktuell laufenden Finanzierungsrunde und Rechtsberatung unterstützt. Gerade in der Frühphase ist das Gold wert und hat uns durch die Einbindung in das Gründernetzwerk bereits einige Türen geöffnet.
MTH Accelerator: Warum valupa?
valupa: Die Textilindustrie produziert jährlich 1,2 Mrd. Tonnen CO2, mehr als die Flug- und Schifffahrt zusammen. Bedingt durch den Klimawandel, die Verknappung des Erdöls, Umweltauflagen und das Bedürfnis des Conscious Consumers gewinnen nachhaltige Textilien im Sinne der Slow-Fashion-Bewegung bereits immer mehr an Bedeutung. Jedoch wird das Zubehör, welches an fast allen Mode- und Textilprodukten als integraler Bestandteil in hoher Stückzahl angebracht wird, meist noch immer aus fossilen Rohstoffen und erdöl basierten Kunststoffen hergestellt.
Für 100% Transparenz in allen Schritten der Wertschöpfungskette arbeitet valupa deshalb an der Entwicklung eines eigenen Bio-Materials, welches kompostierbar und erdölfrei ist und zudem durch den Einsatz von Reststoffen aus der Industrie natürliche Ressourcen schont. Alle Produkte werden zudem lokal und in Europa produziert, um die Rückholung der Industrie nach Europa zu fördern, CO2-Emissionen zu minimieren und intransparente Wertschöpfungsketten und Greenwashing zu verhindern. Durch die Kombination von Materialexpertise, Additive Manufacturing und Spritzguss sowie einem digitalen individuellen Bestellprozess bietet valupa Modeproduzenten die Möglichkeit Kollektionen vollständig nachhaltig zu produzieren, zertifizieren und nach individuellen Wünschen zu gestalten.
MTH Accelerator: Was ist eure Mission?
valupa: Unsere Vision ist eine Zukunft, in der Mode plastikfrei, fair und nachhaltig produziert wird und Kreisläufe entstehen. Wir kombinieren innovative Produktion, Forschung und nachhaltige Entwicklung und können so mehr Bewusstsein schaffen und zu einem Umdenken in der Industrie beitragen.
Das Portfolio des MTH Accelerators wächst und wächst. Doch was machen die Teams genau und vor allem was haben sie gemacht, bevor sie Unternehmer:innen wurden. In MTH Unboxing, unserer neuen Interview-Reihe, bringen wir Licht ins Dunkel und stellen die Teams genauer vor. Der MTH Accelerator Babelsberg ist das Programm für Startups und Gründungsteams aus der Metropolregion, die sich mit Technologien und digitalen Geschäftsmodellen befassen und ihre Unternehmen auf das nächste Level bringen wollen.
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