Das Berliner Start-up promiseQ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anzahl an Fehlalarmen erheblich zu reduzieren. Ihre Lösung dabei ist, sich die Stärken von Künstlicher Intelligenz (KI) zunutze zu machen, diese zusätzlich aber um die Kompetenzen des Menschen zu ergänzen. Wie genau das funktionieren soll und wie die Idee entstanden ist, haben uns die beiden Gründer Tolga Ermis und Elias Kardel in der März-Ausgabe von MTH Unboxing verraten.
MTH Accelerator: Was habt ihr vor promiseQ gemacht?
promiseQ: Tolga studierte Wirtschaftsingenieurwesen und legte seinen Schwerpunkt dabei auf die Produktentwicklung. Elias konzentrierte sich während seines Studiums der Elektrotechnik auf neue Technologien und Algorithmen.
Wir haben uns bei der gemeinsamen Arbeit bei HELLA Aglaia kennengelernt, einer Volkswagen-Tochter, die Computer Vision für Autos ermöglicht. Dort arbeitete unser Team daran, künstliche Intelligenz in eine Reihe von Sensoren und Schnittstellen zu integrieren, die in kameragestützten Fahrfunktionen wie Bremsassistent, Spurhaltung und Multitouch-Kameras zum Einsatz kamen. Als Letzte in der Entwicklungspipeline konnten wir bis auf‘s Detail das Können der künstlichen Intelligenz bewundern. Allerdings wurden uns auch die zahlreichen Fehler und Sicherheitslücken bewusst, die bei mangelnder Überwachung entstehen können.
Im Rahmen eines Pilotprojekts haben wir die Vorteile von menschlicher Beteiligung untersucht, wenn der Analyseprozess einer künstlichen Intelligenz zu keinem Ergebnis führte (z. B. das Erkennen eines entgegenkommenden Fahrzeuges oder eines Straßenschildes). Das Projekt wurde schließlich von den Verantwortlichen bei HELLA eingestellt, aber wir hatten damit etwas Großartiges entdeckt.
Daraufhin ging Elias nach Taiwan und Tolga nahm eine Stelle bei der IAV an, einer anderen Volkswagen-Tochter. Dort führte Tolga Testfahrten durch, um die Wahrnehmung von Frontkameras zu bewerten. Die Vorteile von menschlicher Beteiligung in solchen Prozessen war unübersehbar, so dass wir wieder ins Gespräch kamen und über eine Anwendung von Crowdworking auf Probleme in Bereichen wie Qualitätskontrolle und Gesundheitswesen diskutierten.
MTH Accelerator: Was macht ihr jetzt, abgesehen von promiseQ?
Tolga: Viel Sport als Ausgleich (HIIT, Joggen, Thaiboxen, Brazilian Jiu-Jitsu – schwarzer Gurt im Taekwondo). Ich lese gerne und schaue mir gerne Filme an, wenn es die Zeit erlaubt.
Elias: Ich bin Asien-Liebhaber, habe 1,5 Jahre in Asien gelebt und betreibe chinesischen Schwertkampf. Nach einem langen Tag voller Softwareentwicklung arbeite ich außerdem gerne auch mal mit den Händen in meiner Hobby-Holzwerkstatt.
MTH Accelerator: Was ist promiseQ?
promiseQ: promiseQ ist ein in Berlin gegründetes Tech-Start-up. Wir haben eine cloudbasierte Plattform entwickelt, die Fehlalarme in Echtzeit mit einer Kombination aus KI und einem On-Demand Human-in-Loop-Service verifiziert und filtert. Die promiseQ-Hybrid-Engine ergänzt künstliche Intelligenz, die kontinuierlich mit einer Human-in-Loop-Verifizierung lernt, wodurch wir die Vorteile beider Welten nutzen: Maschinen und Menschen.
Mit der zunehmenden Popularität von Crowdwork und modernen Cloud-Technologien sind wir in der Lage, beliebig zu skalieren. Darüber hinaus können wir durch die Verwendung des Human-in-Loop-Ansatzes einen erheblichen Wettbewerbsvorteil für verschiedene Szenarien außerhalb der traditionellen Sicherheitsanwendungen erzielen. Die promiseQ-Hybrid-Engine kann zur Überwachung von Geschäftsprotokollen und -prozessen (korrektes Verhalten in der richtigen Reihenfolge), zur Erkennung von Gefahrensituationen (Unfälle, Schlägereien, Diebstahl), zur Bestandsüberwachung, zur Erkennung von Verunreinigungen in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie, zur Erkennung von Wildtieren in landwirtschaftlichen Betrieben, zum Schutz von Artefakten in Museen und vielem mehr eingesetzt werden. Die Möglichkeiten des hybriden Ansatzes von promiseQ sind endlos!
MTH Accelerator: Warum der MTH Accelerator?
promiseQ: Der MTH Accelerator gibt uns die Möglichkeit, unsere Business Development- und Sales-Aktivitäten mit Hilfe von Mentoring und Coaching zu verbessern. Außerdem konnten wir unser Netzwerk mit der MTH Accelerator-Förderergemeinschaft und dem Alumni-Netzwerk erweitern, was unsere Fundraising-Aktivitäten unterstützt.
MTH Accelerator: Warum promiseQ?
promiseQ: Die Idee des Crowdworking zur Gewährleistung der Sicherheit ist aktuell noch ein Novum in der eher konservativen Industrie. In einer Welt voll besetzter Überwachungszentren und ansprechender automatisierter Lösungen, die keinen Menschen bezahlen müssen, ist die Idee des Crowdworking zum Schutz einer Infrastruktur völlig neu. Aber die Zahlen sprechen für sich: In zertifizierten Pilotprojekten hat promiseQ eine Erfolgsquote von 99,5 % bei der Reduzierung von Fehlalarmen erreicht und das zu einem günstigen Preis. Ähnlich wie Autos, die sich schneller als Pferde fortbewegen können, mag der Vorschlag einer dezentralen Sicherheitsüberwachung weit hergeholt klingen, aber die Erfolgsraten und Kosteneinsparungen zeigen uns, dass es alles andere als das ist.
MTH Accelerator: Was ist eure Mission?
promiseQ: Unser Ziel ist es, die Anzahl der eingehenden Fehlalarme zu verringern bzw. ganz zu beseitigen, damit sich unsere Kunden wieder auf ihr Kerngeschäft, die Schaffung von Sicherheit, konzentrieren und einen Mehrwert für ihre Kunden schaffen können.
Das Portfolio des MTH Accelerators wächst und wächst. Doch was machen die Teams genau und vor allem was haben sie gemacht, bevor sie Unternehmer:innen wurden. In MTH Unboxing, unserer neuen Interview-Reihe, bringen wir Licht ins Dunkel und stellen die Teams genauer vor. Der MTH Accelerator Babelsberg ist das Programm für Startups und Gründungsteams aus der Metropolregion, die sich mit Technologien und digitalen Geschäftsmodellen befassen und ihre Unternehmen auf das nächste Level bringen wollen.
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