Der MediaTech Hub Potsdam hat eine neue Geschäftsführung: Katja Richter. Zwar ist sie erst seit dem 15. Februar 2025 für die Leitung des Hubs verantwortlich und ist damit noch ganz frisch in ihrer neuen Position. Dennoch ist es eine gute Gelegenheit, um Katja Richter einmal vorzustellen. Im Interview sprechen wir mit ihr über ihren bisherigen Karriereweg und ihre Erfahrungen, aber auch darüber, wo der MediaTech Hub aktuell steht, welche Vision sie für die Zukunft des Unternehmens hat sowie über mögliche Herausforderungen und Chancen.
Hallo Katja, schön, dass du dir für das Gespräch die Zeit nimmst. Für dich ist ja gerade noch alles ganz neu. Wie waren denn die ersten Tage als neue Geschäftsführerin des MediaTech Hub Potsdam?
Also für mich persönlich ist es besonders wichtig gewesen, das Team kennenzulernen. Ich wollte genau herausfinden, wie die Stimmung ist und was dem Team besonders unter den Nägeln brennt. Und da haben wir wirklich auch schon einen tollen Anfang gefunden, verschiedene Meetings geführt und ich habe mit jeder einzelnen Person gesprochen, um zu schauen, was sie so bewegt und wie die Aufgaben verteilt sind. Auch, wo sie beispielsweise Chancen zur Entwicklung für den Hub sehen. Das war der Schwerpunkt meiner ersten Tage hier beim MediaTech Hub.
Auf der anderen Seite ging es dann aber für mich auch schon los mit Netzwerk- und Gremienarbeit. Ob es jetzt die Beteiligten hier im Potsdamer Gründungsumfeld waren oder aus der Metropolregion Berlin-Brandenburg, es ging vor allen Dingen darum, mich bekannt zu machen und die Akteur:innen kennenzulernen.
Das ist, finde ich, bisher wunderbar abwechslungsreich gewesen und hat mir natürlich sehr geholfen. Es waren viele Themen und ganz, ganz viele Eindrücke. Aber eins muss ich auch noch besonders betonen: Das Team hier macht es mir wirklich leicht. Sie haben mich ganz herzlich aufgenommen und unterstützen mich so gut es geht bei jeder Frage und jeder Herausforderung.
Das klingt im Grunde nach einem nahezu optimalen Start. Gab es in den ersten Tagen ein Ereignis, das dich besonders positiv überrascht hat?
Mir fallen viele kleine Momente ein, weshalb ich kein einzelnes Ereignis gesondert herausstellen will. Ich hatte so gut wie mit jedem Teammitglied wirklich so einen Moment, in dem wir uns dachten, “Oh ja, das ist eine gute Idee, das verfolgen wir weiter, da müssen wir uns drum kümmern”. Das tolle Ereignis ist darum eigentlich kein bestimmtes Ereignis, sondern es ist dieses Engagement und die Motivation, die ich hier vorfinde. Es ist das Team, das so motiviert und engagiert und offen ist. Das ist für mich wirklich etwas ganz Besonderes und nicht selbstverständlich.
Lass uns an dieser Stelle gerne noch einmal einen Schritt zurückgehen. Möchtest du dich einmal kurz vorstellen und erzählen, wie dein bisheriger Weg ausgesehen hat?
Sehr gerne. Also ich bin Brandenburgerin, ich bin in Eisenhüttenstadt geboren und habe mein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Potsdam gemacht. Mir war aber von Anfang an wichtig, nicht nur betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse zu erwerben, sondern mich auf das Führen von Teams und Unternehmen vorzubereiten. Deshalb habe ich als Wahlpflichtfach Arbeits- und Organisationspsychologie an der Freien Universität Berlin studiert und an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) habe ich nochmal ein zweites Studium in Konfliktmanagement und Mediation absolviert. Aber zu dieser Zeit habe ich auch in den Gründungsservices verschiedener Brandenburger Hochschulen gearbeitet, unter anderem im Lotsendienst, aber ich habe auch Seminare zur Businessplanung gegeben und an spannenden Forschungsprojekten mitgewirkt.
Aber mit jedem Jahr wurde der Drang, selbst zu gründen, ein bisschen größer. Auf einer Veranstaltung von Potsdam Transfer, einem Speed-Dating für Gründer:innen, wo Leute aus der Betriebswirtschaftslehre mit Naturwissenschaftlerinnen gematcht wurden, habe ich meinen ersten Mitgründer gefunden. Er war Biologe und hatte total viele Ideen. Und meine Aufgabe war es, zu schauen, wie aus diesen Ideen ein Geschäft entstehen und ein Produkt entwickelt werden könnte. In dieser Phase gab es viele Up und Downs. Aber mit jedem Feedback haben wir dazugelernt und schließlich haben wir dann ein EXIST-Stipendium bekommen. So durften wir ein Jahr lang unser Geschäftsmodell und das Produkt entwickeln. Von da an ging es sehr erfolgreich weiter. Wir haben ein Biotechnologie-Unternehmen gegründet, Investor:innen gefunden und Investitionen in Höhe von fünf Millionen Euro eingefahren. Wir haben zum Beispiel auch mit der Universität Potsdam gemeinsam ein wissenschaftliches Projekt umgesetzt.
Auch danach habe ich entweder für Startups gearbeitet oder Gründungsteams beraten. Nachdem ich eine Weile wieder im Angestelltenverhältnis war, habe ich vor gut anderthalb Jahren nochmal gegründet, das Start-up beeta.one im IoT-Bereich. Auch bei beeta.one hatten wir einige Erfolge zu verzeichnen. Wir haben zum Beispiel im Herbst des letzten Jahres den ersten Platz beim Bitkom-Wettbewerb belegt, wo wir ein Data-Projekt eingereicht haben.
Momentan geht alles aber nur unwahrscheinlich langsam voran. Es ist schwer, neue Partner:innen zu gewinnen. Auch die Kund:innen halten ihr Geld zusammen. Innovationsprojekte werden reihenweise eingestampft und wenn doch welche gemacht werden, dann nicht mit einem Start-up, bei dem man sich nicht sicher ist, ob es das nächstes Jahr noch geben wird. Dennoch haben wir uns gesagt, dass wir nicht aufgeben und weiterarbeiten wollen.
Dadurch, dass unser Start-up Teil des Netzwerks der Digital Hub Initiative ist, wir waren beim Smart Systems Hub in Dresden, waren wir auch mit dem MTH Potsdam auf LinkedIn verbunden. Und so haben wir mitbekommen, dass eine neue Geschäftsführerin gesucht wurde. Meine Mitgründer haben gesagt, “Katja, wir wissen nicht, wie es mit beeta weiter geht, du musst dich unbedingt darauf bewerben, da passt du wie die Faust auf’s Auge”. Und dann habe ich mich beworben und hier bin ich nun.
Gab es auch für dich persönlich einen Beweggrund, dass du dich auf die Stelle der Geschäftsführung für den MediaTech Hub Potsdam beworben hast?
Im Grunde war mein Beweggrund der, wovon ich schon am Anfang gesprochen habe, nämlich, dass sich hier der Kreis für mich schließt. Der MediaTech Hub Potsdam ist ein Hub, der mit dem MTH Accelerator Start-ups unterstützt, jungen Unternehmen mit dem MTH Space günstige Büroräume anbietet und mit dem MTH Innovator das Netzwerk für etablierte Unternehmen bildet und dort Innovationen anstoßen will. Und wir haben die MTH Conference als großes Event für den Austausch in der Branche. Im Grunde kann ich alles, was ich die letzten 18 Jahre gemacht habe und die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, hier wertvoll mit einfließen lassen und einen Mehrwert schaffen.
Stichwort Mehrwert: Worin liegt deiner Einschätzung nach das Potenzial – der Mehrwert – des MTH Potsdam?
Wir hatten heute einen Workshop, wo wir unter anderem darüber gesprochen haben, dass der MTH Potsdam ein Knotenpunkt ist. Sprich, zu bündeln und zu kommunizieren, ist eine Hauptaufgabe des MediaTech Hub. Darin liegt das Potenzial, dass wir den MTH sowie den Begriff “MediaTech” zu einer Marke machen, und das deutschlandweit oder sogar europaweit.
Hier wurde in den letzten Jahren bereits großartige Arbeit geleistet. Die Grundlagen sind da, das Netzwerk ist da. Und für mich besteht die Aufgabe jetzt darin, dort noch mehr rauszuholen und das Ganze kontinuierlich zu erweitern und zu stärken. Etablierte Unternehmen wissen oft gar nichts von den Innovationen von jungen Unternehmen. Hier müssen wir den Austausch fördern.
Es gibt eine Art Lebenszyklus von Unternehmen, oft angefangen bei der Idee, sich selbstständig zu machen. Hier haben wir beispielsweise die Gründungsservices der Universität Potsdam, des Hasso-Plattner-Instituts oder der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF als Anlaufstellen für eine Beratung. Dann kommt das Geschäftsmodell, das Produkt, es beginnt die Suche nach Investor:innen und Start-ups müssen sich Investor Ready machen und sich auf dem Markt etablieren. Und dann, wenn sie sich einmal auf dem Markt etabliert haben, können sie entweder KMUs mit ihren innovativen Lösungen unterstützen oder selbst zu einem etablierten Unternehmen werden. Bei diesem Lebenszyklus ist es wiederum unsere Aufgabe, genau zu schauen, wo wir als Hub einen Mehrwert liefern und das Ökosystem unterstützen können.
Hast du eine Vision für den MTH Potsdam?
Also vieles von dem, was ich eben gesagt habe, sind zum Beispiel Puzzleteile genau dafür: Dass wir als Hub der Ansprechpartner dafür sind, wenn jemand beispielsweise eine innovative Idee hat und wir das passende Netzwerk bieten können, dass wir bei Anfragen genau wissen, wen kann man mit wem am besten connecten. So wie der MediaTech Hub bisher aufgebaut wurde, wurde schon viel geschafft. Die nächste Stufe ist jetzt, als der Knotenpunkt zu gelten, der im Prinzip ganz von alleine Anfragen und Ideen anzieht und dass innerhalb des Ökosystems ein lebendiger, natürlicher Austausch entsteht. Das ist meine Vision.
Abschließend möchten wir noch gerne von dir wissen, welche Herausforderungen du derzeit siehst? Und wie könnte der MTH Potsdam diese angehen?
Was ich unter anderem als Herausforderung sehe, ist eine gewisse Komplexität und damit verbunden die Schärfung des Profils des MediaTech Hubs. Was versteht man eigentlich unter “MediaTech”? Wie können wir uns positionieren, wenn keiner so richtig weiß, was das ist? Wir müssen definieren und kommunizieren, was MediaTech ist und wofür der Hub steht. Aber da habe ich hier zum Glück ein sehr motiviertes und engagiertes Team vorgefunden. Auch habe ich schon ganz viel Feedback von außen bekommen. Aber ich fange da gerade erst an. Ich habe da zwar eine Vorstellung, aber das ist ein Prozess.
Wir haben auch tolle Angebote: den Accelerator, den Space, den Innovator, die Conference. Und ich habe festgestellt, dass diese Projekte hier mitunter als Marken wahrgenommen werden. Das ist natürlich sehr, sehr schön. Die Herausforderung für mich besteht an dieser Stelle darin, eben da jetzt ein Angebot zu schaffen und Geschäftsmodelle zu finden, die die tolle Förderung von Stadt, Land und Hochschulen unterstützen und dass wir dadurch auch schlagkräftiger werden, den MediaTech Hub in Zukunft vielleicht sogar wachsen lassen können. Das ist keine Sache, die wir morgen lösen werden, aber mittel- bis langfristig ist das möglich.