Wie fühlt sich Musik oder Sound an? Fast jeder erinnert sich an ein Konzerterlebnis, bei dem der Bass aus nahen Boxen durch den ganzen Körper vibrierte. Jedes Mal wenn die tiefen Frequenzen durch den Raum schwingen, äußert sich das dann durch subtile Vibrationen des Körpers. Dieser zusätzliche Stimulus trägt dazu bei, dass die Hörerfahrung insgesamt im Schnitt als intensiver wahrgenommen wird. Was wäre nun, wenn man dieses Gefühl, also das Spüren von akustischer Information, auch außerhalb von Konzerthallen, nämlich für Filme und Games zugänglich machen könnte? Das Babelsberger MediaTech Startup Feelbelt hat genau dafür ein Gadget entwickelt: einen Gürtel, der Sound körperlich erlebbar macht.
Für Musikliebhaber, aber auch für Gamer, Gehörlose, Zuschauer von Filmen oder für Virtual Reality-Nutzer eröffnet das eine völlig neue Welt. „Wir haben nach einer Möglichkeit gesucht, Musik noch emotionaler wahrzunehmen. Technisch ist da eine Verbesserung kaum mehr möglich, die Qualität ist mittlerweile am Maximum dessen, was unsere Hörfähigkeit aufnimmt. Was sich optimieren lässt, ist das Sounderlebnis“, beschreibt Benjamin Heese, CEO und einer der Gründer von Feelbelt, die ursprüngliche Idee.
Der Gürtel, der komplett in Berlin und Brandenburg produziert wird, ist das Ergebnis eines ausgeklügelten Verfahrens, das Ingenieurleistung, wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Software vereint. Via eigens entwickelter Impulsgeber übermittelt er Audiofrequenzen zwischen 1 und 20.000 Hz . Dafür verarbeitet die Software Soundspuren und gibt sie als haptisches Feedback auf die Haut ab. Der Gürtel kann auch über der Kleidung getragen werden und lässt sich grundsätzlich an jede Audioquelle anschließen und kann auch über der Kleidung getragen werden. Ein weltweites Patent ist bereits angemeldet.
Von der Idee über die Konstruktion bis zum Markteinstieg dauerte es nicht lang. Das lag auch an der Zusammensetzung des Teams aus fünf Gründern, die allesamt Anteile halten und neben einer Leidenschaft für guten Sound ganz unterschiedliche Kompetenzen einbringen:
„Das Team von Feelbelt und die verschiedenen Kompetenzen, die wir hier zusammengebracht haben, das macht es in meinen Augen so wertvoll. Das hat es uns es möglich gemacht, so schnell markttauglich zu entwickeln.“ Das Netzwerken an der richtigen Stelle, das Filtern von Potential, zu wissen, wer wie zusammenarbeitet und was mitbringt – diese Faktoren benennt Heese als Gründe für den schnellen Erfolg. Dass Feelbelt im letzten Halbjahr seine Seedfundingrunde mit einer siebenstelligen Bewertung abgeschlossen hat reiht sich nahtlos in diese Erfolgsgeschichte ein. Auch die Aufnahme in das MediaTech Hub Accelerator Programm beschreibt Heese als wichtigen Begleitschritt und wertvoll für Feedbackprozesse und geteiltes Know-how: “Da wurde an ein oder anderer Stelle noch der Finger auf die Wunde gelegt.“
Welches Potential ihre Idee entwickelt, zeigte sich bereits während des ersten Messeauftritts zur IFA 2019. Anfangs für Musikhörer konstruiert, eroberte das Gadget dort direkt eine viel größere Zielgruppe: die Gamer. Aus der breiten Besuchermasse gab es begeisterte Rückmeldung und ein japanischer Vertreter orderte noch von der Messe große Stückzahlen für den japanischen Markt – bekanntermaßen der dominierende Markt für Gaming. Für Gamer, die generell bereit sind, in ein umfangreiches Equipment zu investieren, bietet der Feelbelt mehrere Vorteile. Sie können über die zusätzlichen haptischen Erlebnisse besonders immersiv in eine digitale Welt abtauchen, in Kombination mit Virtual- und Augmented Reality wird daraus ein tiefes Erlebnis mit allen Sinnen. Nichts ist hier naheliegender als das optische Erleben auch durch Sound und Impulse am eigenen Körper zu erfahren. Aber auch taktisch sind die Gamer mit dem Gürtel im Vorteil: Durch das haptische Feedback erhöht sich die Reaktionsfähigkeit und der Spieler kann zum Beispiel schneller auf Gegner reagieren, schon bevor er ihn tatsächlich hört. Ein Vorteil, der besonders in der boomenden E-Sport-Branche relevant ist.
Wer den Feelbelt trägt und ein Racing Game spielt, der spürt mehr als nur die Vibration: jeder quietschenden Reifen, jedes Hochtouren des Motors und sogar die Schallwellen eines vorüberziehenden Gegners fließen in die Wahrnehmung mit ein.
Auf den ersten Marktauftritt bei der IFA folgte die Seedfinanzierung und einer Kickstarter Kampagne, die trotz Corona sehr gut lief, so gut, dass das Finanzierungsziel um 300 Prozent übertroffen wurde. Neben den Investitionssummen ließ sich darüber viel Nutzerfeedback sammeln und Kontakt zu Endkonsumenten aufbauen. Eine zweite Kampagne bei Indigogo , einer amerikanischen Crowdfunding-Plattform läuft bereit. Nach und nach sollen global alle Schlüsselmärkte erschlossen werden.
Das MediaTech Startup hat große Pläne, die weit über den Entertainmentmarkt hinaus gehen. E-Health ist der neue spannende Markt. Denn die Wahrnehmung des Sounds über den Feelbelt geht weit über das bloße Gefühl auf unserer Haut hinaus. Die Impulse lösen Emotionen aus, die mit unserem Unterbewusstsein verknüpft sind. Es passiert etwas in unserem Hirn. Was genau, ist gerade Inhalt neurowissenschaftlicher Studien. „Soundhealing“, Achtsamkeitsübungen oder die Unterstützung eines Meditationserlebnisses über Hautsensoren sind erste naheliegende Einsatzbereiche.
Auch wenn Feelbelt nicht das erste Unternehmen ist, dass sich mit haptischem Feedback beschäftigt, gehen sie den nächsten Schritt: Mit ihrem Produkt machen sie wirklich jede Frequenz spürbar. Eine Verschmelzung unserer Realität mit der virtuellen Welt, wie etwa in der Science-Ficiton-Verfilmung „Ready Player One“ von 2018, scheint nicht mehr in einer fernen Zukunftsvision zu liegen.
Am 3. bis 5. September ist das Team von Feelbelt erneut bei der IFA in Berlin anzutreffen.
Diesmal ist die Messe nur für Fachbesucher geöffnet.
Für Terminvereinbarungen vor Ort wenden Sie sich bitte Daniela.Kabisch@feelbelt.de.
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