DE / EN
Search
Close this search box.
© LARS HUEBNER

Das war die MediaTech Hub Conference 2025 

„Ist KI noch der Stift in unserer Hand – oder haben wir längst die Hand erschaffen, die den Stift führt?“ Mit dieser Frage eröffnete Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Maria Schrader die MediaTech Hub Conference 2025. Ihre Keynote stellte die entscheidende Frage für die Branche: Wie verändern Technologien unsere Kunst – und wie bleiben wir als Menschen im Zentrum dieser Entwicklung? 

Zwei Tage lang trafen sich im Studio Babelsberg führende Köpfe aus Film, TV, Streaming und Tech, um über die Zukunft der Medien zu diskutieren. Mehr als 60 nationale und internationale Speaker:innen beleuchteten aktuelle Herausforderungen, von Generativer KI über neue Distributionswege bis hin zu Creator Communities und dem Journalismus von morgen. 

Globale Perspektiven 

In den Sessions „Global Industry Update“ und „Global Tech Update“ wurde deutlich, wie stark die Branche unter Druck steht und welche Chancen sich daraus ergeben. Jörg Bachmaier von Studio Babelsberg und Mark Harrison von der DPP machten klar, dass steigende Kosten, Konsolidierungen und neue Bündelungen die Streaming-Landschaft grundlegend verändern. Alan Wolk von TVREV und Kamerafrau Kathryn Brillhart betonten, dass die Ära der Monokultur vorbei ist: das Publikum versammelt sich längst nicht mehr um ein einziges Lagerfeuer, sondern ist fragmentiert. Genau darin sehen sie aber das aktuelle Potenzial für lokale Stimmen, Nischeninhalte und neue kreative Ansätze. 

Creator Communities und Content-Strategien 

Wie Inhalte Zielgruppen künftig erreichen, zog sich durch viele Panels. Creator Robin Blase machte deutlich, dass das Packaging immer Teil der Produktion ist und nicht nur der Distribution. Inhalte müssen schon im Entstehungsprozess an Plattformen, Formate und Hooks angepasst werden. In einer weiteren Session widersprach Nat Poulter von BBC Studios der These vom „Brain Rot“ und stellte fest, dass junge Zielgruppen Inhalte heute selektiver und schneller verarbeiten, dabei aber keineswegs weniger anspruchsvoll sind. Auch sein dein Appell lautete: Inhalte sollten mit klarer Absicht veröffentlicht werden – mit einem echten Verständnis dafür, wie sie auf den jeweiligen Plattformen funktionieren. 

Distribution im Umbruch 

Wie Inhalte über lineares Fernsehen, Streaming-Plattformen, YouTube oder TikTok verbreitet werden können, ohne an Markenintegrität zu verlieren, war Thema der Session „Navigating Multiplatform Distribution“. Andre Prahl von RTL sprach von einem Balanceakt. Experimente auf neuen Plattformen seien notwendig, doch eine Überdehnung schwäche die Marke. Einigkeit herrschte darüber, dass Engagement der entscheidende Faktor ist, während die Monetarisierung von Short-Form-Inhalten eine weiterhin ungelöste Herausforderung bleibt. 

KI als Treiber des Wandels 

„Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs.“ Mit diesen Worten präsentierte Rishi Coupland vom British Film Institute die erste nationale Studie zu GenAI im britischen Screen-Sektor. Ergänzt wurde dies durch Einblicke der großen Tech-Unternehmen: Google stellte das Text-to-Video-Modell Veo 3 vor, BytePlus präsentierte Tools für Social-First-Creators, AWS sprach über skalierbare Infrastrukturen und FilmLight über den Einsatz von GenAI in der High-End-Produktion. Klar wurde: KI verändert Workflows, Storytelling und Produktionspraktiken, sichtbar und unsichtbar zugleich. 

Vertrauen gestalten 

Das Track „Trust & Technology“ befasste sich mit der Frage, wie Vertrauen in einer KI-getriebenen Medienwelt gesichert werden kann. Marie Kilg von der Deutschen Welle betonte, dass KI nie neutral ist, sondern immer menschliche Entscheidungen widerspiegelt: von Trainingsdaten bis zu Anreizsystemen. Vertrauen entstehe also nicht allein durch Technik, sondern durch Transparenz, Rechenschaftspflicht und neue Interfaces, die von kluger Regulierung begleitet werden. 

Journalismus sichtbar halten 

Das Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) rückte die Zukunft des Journalismus in den Mittelpunkt. Alexandra Borchardt warnte, dass die Gefahr besteht, dass junge Menschen gar nicht mehr wissen, dass Journalismus existiert. Deutlich wurde: Damit Journalismus relevant bleibt, muss er von lokalem Reporting bis zu innovativen, interaktiven Angeboten neue Räume, Formate und Plattformen erschließen. 

Dänemark als Gastland 

Als Gastland präsentierte Dänemark seine Erfolgsrezepte für ihre innovative und vitale Filmbranche: flache Hierarchien, kreative Kraft durch Limitierungen und ein klares politisches Rahmenwerk, das mit neuen Steueranreizen ab 2026 ergänzt wird. Anna Porse Nielsen brachte die Rolle der Industrie auf den Punkt: „Film ist nicht nur Kultur, er ist Teil des Rückgrats einer gesunden Gesellschaft.“ 

Startups im Rampenlicht 

Beim ersten MTH Startup Demo Day präsentierten acht Startups aus dem MTH Accelerator ihre Innovationen – von KI-gestützten Lösungen bis hin zu neuen Entertainment-Formaten. Den Sieg holte Gretchen AI mit einem Framework zur Erkennung von Deepfakes und Desinformation, das neue Maßstäbe für Vertrauen in Medien setzt.  

Fazit: Mensch im Mittelpunkt 

Die MediaTech Hub Conference 2025 hat gezeigt: Ob KI, Content Creation oder Journalismus – Technologie ist Treiber, doch der Mensch bleibt Maßstab. Kreativität, Vertrauen und Gemeinschaft sind dabei die Konstanten, die den Medienwandel gestalten. Neben Panels und Diskussionen bot das Rahmenprogramm mit Konzerten, Networking-Events und dem Speakers Breakfast darum viele Gelegenheiten zum Austausch und zur Inspiration. Klar ist: Die Zukunft der Medien entsteht dort, wo Technologie und Kreativität ineinandergreifen – und wo Menschen sie bewusst formen. 

Anbei einige Impressionen von der MediaTech Hub Conference 2025. Foto-Credits: Lars Hübner