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Kollaborative Forschung: Das CX Studio an der Filmuniversität Babelsberg

Ein Raum für hybrides Arbeiten und ein Ort zum Ausprobieren

Die Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF setzt auf interdisziplinär orientierte künstlerische, technologische wie wissenschaftliche Lehre und Forschung. Ein bemerkenswertes Beispiel für solche interdisziplinären Ansätze ist das CX Studio, das von einem Professor:innen-Team der Filmuni um Dr. Lena Gieseke, Dr. Angela Brennecke und Dr. Björn Stockleben vergangenes Jahr ins Leben gerufen wurde. Als neue Forschungseinrichtung zu audiovisuellen, immersiven und interaktiven Medien sowie neuen Produktionsformen schlägt das CX Studio der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF die Brücke zwischen Kreativindustrie und neuen Medientechnologien. „Wir nennen uns angewandte Forschung“, so Professorin Lena Gieseke im Gespräch.

Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeitsweise im CX Studio ist die kollaborative Forschung, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden aber auch Industrie und Universität fördern soll. So bietet das Studio perspektivisch eine Art Co-Working-Space-Modell an, bei dem Mitarbeitende aus verschiedenen Firmen für kurze Zeit im Studio arbeiten, experimentieren und sich weiterbilden können. Dies ermöglicht einen intensiven Wissensaustausch und die Entwicklung gemeinsamer Projekte, die über mehrere Jahre hinweg durchgeführt werden können.

Bei der Ausstattung der Räumlichkeiten wird besonderer Wert auf Hybridität gelegt, um sowohl vor Ort als auch virtuell eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dank der Förderung durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) werden die Räume mit modernster Technologie wie Kameras, Lautsprechern, Displays und Monitoren ausgestattet, um eine effektive virtuelle Zusammenarbeit zu gewährleisten. Ziel ist es, einen attraktiven und funktionalen Raum zu schaffen, der es den Nutzer:innen ermöglicht, sich spontan neue Technologien anzusehen und auszuprobieren. „Wir möchten Anknüpfungspunkte anbieten, ohne dass es vorher lange Terminfindungen und Vorbereitungen benötigt. Wir möchten für das CX Studio einen Ort schaffen, an dem es sich lohnt, vorbeizukommen und auch mal spontan Neues auszuprobieren“, so Gieseke.

Für Projektlaufzeiten im akademischen Betrieb hat das CX Studio den Vorteil, dass sich hier Projekte bündeln lassen. So entstand auch die ursprüngliche Idee für die neue Forschungseinrichtung: Aus der Notwendigkeit, ähnliche Hardware und Ressourcen für ihre Projekte zu nutzen, entwickelte das Professor:innenteam die Idee, Kräfte zu bündeln und eine formalisierte Struktur zu schaffen, um sowohl nach außen hin größer und substantieller zu wirken als auch intern die Ausstattung und Personalstrategie besser zu planen. Ein zentrales Ziel des CX Studios ist es, langfristige Beschäftigungsmöglichkeiten für Mitarbeitende zu schaffen, die sonst aufgrund der oft kurzlebigen Projektfinanzierungen in der Wissenschaft keine Sicherheit hätten.

Blick über den Tellerrand: Projekte jenseits der Unterhaltungsbranche

Das CX Studio richtet sich verstärkt an die Kreativindustrie und ist dort in mehreren Projekten in verschiedenen Bereichen involviert. Ein Beispiel ist Wingspan, ein Virtual Production Projekt der Babelsberger Produktionsfirma ARKANUM PICTURES, bei dem ein Serienpilot vor dem Hintergrund einer LED-Wall produziert wird. Hierbei sind viele Studierende involviert, die die Infrastruktur des CX Studios nutzen. Bei dem Broadcasting und Medientechnik-Event Hamburg Open gaben Lena Gieseke und Björn Stockleben außerdem einen Workshop über KI für die Branche.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf Projekten, die über den Entertainment-Bereich hinausgehen. So ist etwa das Zeitzeugenprojekt, das eine VR-Erfahrung für Bildungszwecke entwickelt, dort angesiedelt. Hier entsteht mit dem „Volumetrischen Zeitzeugnis von Holocaustüberlebenden“ ein digitales Archiv. Zeitzeug:innen teilen im Interview ihre Erlebnisse und Erinnerungen und werden volumetrisch dokumentiert. In einem weiteren Projekt entwickelt ein Team um Björn Stockleben Systeme für Katastrophenvorsorge in Zusammenarbeit mit Industriepartnern. Durch das Simulieren von Szenarien wie Flutkatastrophen mit Augmented Reality-Elementen können Einsatzkräfte trainiert und in ihrer Entscheidungsfindung bei einem Ernstfall gestärkt werden. Diese interdisziplinären Ansätze zeigen, wie vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten neuer Medientechnologien sind.

Nachhaltigkeit in der Medienproduktion

Auch Nachhaltigkeit in der Medienproduktion, besonders in der Kreativbranche, steht auf der Agenda des CX Studios – hier unter der Leitung von Lena Gieseke. Bei einem „Clean Film IT Lab“ diskutierten Vertreter:innen der Branche und des Öko-Instituts e.V. über konkrete Maßnahmen und Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Medienproduktion. Ein wichtiges Thema dabei beispielsweise ist der Umgang mit Datenmüll: „Bei Filmaufnahmen werden Daten über Daten über Daten produziert, vieles wird nicht mehr gebraucht – wo werden sie gespeichert und wie lange“, so Gieseke. Auch andere klimaschädliche Aspekte, wie etwa Diesel-Generatoren am Set, lassen sich durch CO2-sparende Alternativen austauschen.

Während des Labs wurde die Entwicklung von Planungstools angestoßen, welche Produzent:innen bereits im Vorfeld die ökologischen und finanziellen Auswirkungen ihrer Entscheidungen aufzeigen. Green Consultants, die zur Beratung den Dreh begleiten, können vor Ort wenig ausrichten, wenn die wichtigen Entscheidungen bereits im Vorfeld getroffen wurden. Produzent:innen hingegen benötigen Planungssicherheit und müssen vorab mit Kosten und Nutzen kalkulieren, die bei einer nachhaltigen Produktion auf sie zukommen. Die Idee ist hier, ein Simulationstool für Filmproduktionen zu entwickeln, die bei den Rechnungen Kosten ebenso wie CO2-Austoß tracken und miteinander in Relation setzen.

Aktuell befindet sich das CX Studio in der finalen Ausstattungsphase seiner Räumlichkeiten und des Studiolabors. Parallel dazu werden weitere spannende Projekte auf den Weg gebracht. In naher Zukunft soll das Studio ein Ort werden, an dem kreative und technische Innovationen Hand in Hand gehen, und das Wissen über nachhaltige Praktiken in der Medienproduktion geteilt wird. Dabei wird auch die Künstliche Intelligenz eine immer größere Rolle spielen, was durch neue Projektanträge und Kooperationen weiter vorangetrieben wird.

Foto Credit: Sebastian Herbst / ARKANUM PICTURES